Fahren mit dem Bootsanhänger – Das müssen Sie beachten

15. Februar 2017 um 16:02

BootsanhängerBootsanhänger sind für Bootsbesitzer unerlässlich. Schließlich muss das edle Teil irgendwie ans Wasser kommen. Hat man die notwendige Anhängerkupplung nicht gleich beim Neukauf werksseitig installieren lassen, muss eine Kupplung nachträglich eingebaut werden. Davor stehen noch eine Menge Dinge, die es zu beachten und zu bedenken gibt. 

10 Tipps zum Fahren mit Bootsanhänger

1) Einschränkungen des Anhängerführerscheins beachten

Es klingt banal, ist es aber nicht. Bevor Ihr mit Trailer und Boot losfahren könnt, müsst Ihr prüfen, ob Ihr die entsprechende Führerschein-Zulassung besitzt. Bei Führerscheinen der alten Klasse 3 ist das Fahren mit einem Anhänger bis 3,5 Tonnen ohne Einschränkung erlaubt. Seit 1999 ist für den Anhängerbetrieb ab einer Anhängelast von 750 kg ein Führerschein der Klasse BE erforderlich. Dafür wird eine separate Fahrprüfung mit Anhänger durchgeführt. Bootstrailer mit Boot und Ausrüstung überschreiten in der Regel diese Grenze von 750 kg, so dass ggf. eine Fahrprüfung gemacht werden muss.

2) Ist Euer Zugfahrzeug für einen Bootstrailer geeignet?

Diese Frage wird oft vergessen. Viele lassen sich eine Anhängerkupplung montieren und hängen einfach den Anhänger an. Doch nicht jeder PKW hat eine genügend große Anhängelast, um einen Bootstrailer mit Ladung zu ziehen.

Die technisch zulässige Anhängelast ihres PKW finden Sie in der Zulassungsbescheinigung Teil I unter Punkt O.1 (gebremste Anhängelast) und O.2 (ungebremste Anhängelast).

Zu beachten ist, dass die zulässige Anhängelast oder das zulässige Gesamtgewicht des Zugfahrzeuges (technisch zulässige Gesamtmasse, Zulassungsbescheinigung Teil 1, Ziff. F1) durch eine weitere Angabe in den Fahrzeugpapieren eingeschränkt werden könnte, nämlich das zulässige Gesamtgewicht des Zuges.

Das Gesamtgewicht des Zuges setzt sich aus dem tatsächlichen Gesamtgewicht des Zugfahrzeuges einschließlich der Insassen und der Zuladung und dem tatsächlichen Gewicht des Anhängers einschließlich Ladung zusammen. Das tatsächliche Gesamtgewicht des Zuges darf die Angabe in den Fahrzeugpapieren (Zulassungsbescheinigung Teil 1,Ziff. 22) nicht überschreiten.

Sollte also die Summe aus maximal zulässiger Anhängelast und maximal zulässigem Gesamtgewicht des Zugfahrzeuges das zulässige Gesamtgewicht des Zuges überschreiten, kann entweder die zulässige Anhängelast oder das zulässige Gesamtgewicht nicht voll ausgeschöpft werden.

Neben der Anhängelast spielt die Stützlast eine wesentliche Rolle. Die Stützlast wirkt vertikal, das heißt von oben, auf die Kugel der Anhängerkupplung ein. Auch die maximal zulässige Stützlast (Zulassungsbescheinigung Teil 1, Ziff. 13) darf nicht überschritten werden. Eine zu hohe Stützlast führt beim Zugfahrzeug zu einer Überlastung der Heckkonstruktion des Fahrzeuges und gegebenenfalls der Hinterachse. Die Vorderachse kann gegebenenfalls ungünstig entlastet werden (Lenkung und Traktion). Die zulässige Stützlast sollte aus Gründen der Fahrstabilität jedoch möglichst ausgenutzt werden.

Die Stützlast der Anhängerkupplung ist üblicherweise auf die zulässige Stützlast des Fahrzeuges abgestimmt. Im Einzelfall können die Werte für die Anhängerkupplung von den Fahrzeugwerten abweichen. Maßgebend ist dann immer der kleinere Wert.

Wichtig ist die Ermittlung der tatsächlichen Stützlast des Anhängers. Dazu sind entsprechende Stützlastwaagen in verschiedenen Ausführungen im Fachhandel erhältlich. Ersatzweise kann auch eine Personenwaage verwendet werden. Der Anhänger sollte gerade und auf ebenem Untergrund stehen. Durch vorsichtiges Positionieren des Stützrades des Anhängers auf der Personenwaage kann die Stützlast ermittelt werden.

3) Das richtige Kupplungs-Modell

Starr, abnehmbar oder schwenkbar? Das ist die Frage der Fragen. Bevor Ihr eine Anhängerkupplung kauft, solltet Ihr Euch überlegen, welche Anhängerkupplung für Eure Nutzung ideal ist. Fahrt Ihr viel mit dem Anhänger? Legt Ihr Wert darauf, dass die Anhängerkupplung im ungenutzten Zustand nicht sichtbar ist? Ist Euch Flexibilität wichtig? Für Vielnutzer ist eine starre Anhängerkupplung immer eine gute, solide Lösung. Wenn Ihr jedoch flexibel sein möchtet und die Optik des Autos beim Nichtgebrauch der AHK nicht beeinflussen möchtet, sind abnehmbare oder schwenkbare Anhängerkupplungen eine gute Lösung. Diese sind einfach zu bedienen und greifen nicht in das Design des Autos ein, dennoch sind die Anhängerkupplungen bei Bedarf schnell und einfach montiert und direkt einsatzbereit.

4) Produkte made in Germany

Eine Anhängerkupplung ist ein sicherheitsrelevantes Zubehörteil. Deshalb solltet Ihr nicht am falschen Ende sparen und auf das erste, billige Angebot eingehen. Leider wird an vielen Stellen bei der Herstellung der Kupplung gespart. Manchmal können die Passgenauigkeit oder die Montagefreundlichkeit dann stark von hochwertigeren Produkten abweichen.

Ihr als Verbraucher haben nicht die Möglichkeit, gute Anhängerkupplungen von schlechten zu unterscheiden.

Durch einen Kauf einer Anhängerkupplung von einem der namenhaften Hersteller in Deutschland seid Ihr immer auf der richtigen Seite. Konstruktion und Produktion in Deutschland ist nach wie vor ein gutes Zeichen für gute Qualität und hervorragende Produkte.

Ein Tipp: Informiert Euch im Vorfeld über  die verschiedenen Hersteller im Internet. Hat vielleicht ein Bekannter bereits nachgerüstet? Zu den einschlägigen Herstellern auf dem deutschen Markt findet Ihr im Internet viele Berichte und Bewertungen. Sicher ist es einmal einen Blick wert.

5) Macht Euch mit dem Gespann vertraut

Sind alle Voraussetzungen erfüllt, steht dem Erwerb von Kupplung und Bootstrailer nichts mehr im Wege.

Gerade Anfänger sollten vor der ersten Fahrt bedenken: Im Anhängerbetrieb verhält sich das Fahrzeug anders als im normalen Betrieb:

  •  Der Kurvenradius beziehungsweise der Wenderadius ist größer.
  •  Unter Umständen sind Zusatzspiegel erforderlich, wenn der Anhänger breiter ist als das Zugfahrzeug.
  •  Die Beschleunigung und das Bremsverhalten sind anders.
  •  Die Länge des Gespanns ist in jedem Fall gewöhnungsbedürftig.
  •  Sie müssen wissen, wie groß eine Lücke für das problemlose Einfädeln in den fließenden Verkehr sein muss, um hektische Fahrmanöver und Unfälle zu vermeiden.

Diese Umstände und Fragen erfordern besondere Aufmerksamkeit. Deshalb ist es von enormer Bedeutung, sich mit dem Gespann vertraut zu machen. Ein Fahrsicherheitstraining eignet sich dazu am besten, dort gibt es außerdem viele Tipps und Tricks rund um das Fahren mit dem Anhänger.

6) Wie hoch ist die zulässige Höchstgeschwindigkeit?

In Deutschland ist beim Fahren mit dem Anhänger eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h zulässig. Es gibt jedoch gemäß der 9. Ausnahmeverordnung zur Straßenverkehrs-Ordnung eine Sonderregelung, die eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erlaubt. Um eine Genehmigung für 100 km/h zu erhalten, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein.

Das Zugfahrzeug darf nicht schwerer sein als 3,5 Tonnen und muss einen automatischen Blockierverhinderer (allgemein unter ABS bekannt) besitzen. Zudem müssen die Reifen des Anhängers jünger als sechs Jahre sein und mindestens Geschwindigkeitskategorie L (120 km/h) aufweisen.

Wenn der Anhänger dann noch mit einer Bremse und mit hydraulischen Schwingungsdämpfern ausgestattet ist, steht der Fahrt mit dem Bootstrailer nichts mehr im Wege.

Zu beachten ist jedoch, dass die zulässige Gesamtmasse des Anhängers, der mit 100 km/h betrieben werden soll, von weiteren technischen Faktoren abhängt. Sind nur die oben genannten Ausstattungsmerkmale des Zugfahrzeugs und des Anhängers erfüllt, darf die zulässige Masse des Anhängers das 1,1-fache der Leermasse des Zugfahrzeugs betragen. Wiegt das Zugfahrzeug also 2 Tonnen, darf die zulässige Masse des Anhängers 2,2 Tonnen erreichen.

Dieser Wert erhöht sich auf das 1,2-fache, wenn das Zugfahrzeug ein spezielles fahrdynamisches Stabilitätssystem für den Anhängerbetrieb besitzen (im Allgemeinen unter ESP bekannt) besitzt oder der Anhänger mit einer geeigneten Kupplung mit Stabilisierungseinrichtung (Schlingerkupplung) oder mit einem geeigneten fahrdynamischen Stabilitätssystem ausgestattet ist.

Fehlen Bremse oder hydraulischer Schwingungsdämpfer am Anhänger, darf seine zulässige Masse höchstens das 0,3-fache der Leermasse des Zugfahrzeugs betragen. Das kann für einen Bootstrailer zu wenig sein.

Zu guter Letzt muss die zulässige Gesamtmasse des Anhängers kleiner oder höchstens gleich der zulässigen Anhängelast sein und darf die zulässige Gesamtmasse des Zugfahrzeugs nicht übersteigen. Der Anhänger muss so beladen sein, dass die maximal zulässige Stützlast der Kombination annähernd erreicht wird. Dennoch ist das Ausnutzen der zulässigen Stützlast für das Fahrverhalten des Gespannes empfehlenswert.

7) Rangieren mit dem Anhänger

Besonders das Rangieren und Einparken mit einem Anhänger ist nicht einfach und sollte am Anfang geübt werden. Jedes Gespann reagiert unterschiedlich und muss individuell bedient werden. Wichtig ist vor allem, immer die Ruhe zu bewahren. Hektisches Lenken und Vor- und Zurückfahren bringt nichts und hat meistens nicht den gewünschten Effekt. Testet in Ruhe aus, wie der Anhänger reagiert und was Ihr bei Eurem Gespann beachten müsst. Es gilt: Beim Rückwärtsfahren muss entgegengesetzt gelenkt werden, damit der Anhänger in die gewünschte Richtung fährt. Besonders Anfänger sollten vor der ersten, richtigen Fahrt ein paar Übungsrunden mit dem Anhänger drehen. In diesem Zusammenhang sei das noch einmal auf das oben erwähnte Fahrsicherheitstraining hingewiesen.

8) Bergfahrten mit dem Anhänger

Allgemein gilt: Fahrzeuge mit Allradantrieb sind besser für die Fahrt am Berg geeignet und können den Anhänger besser ziehen. Vor allem bei der Anfahrt am Berg vereinfacht das Allradgetriebe die Fahrt. Auch die Fahrt mit einem heckangetriebenen Fahrzeug ist vorteilhafter, da die Traktion der Hinterräder bei einem Heckantrieb begünstigt wird. Die Fahrt bergab sollte in einem möglichst niedrigen Gang erfolgen, um die Bremswirkung des Motors mit auszunutzen.

9) Kurven fahren mit dem Anhänger

Beachtet bei Kurvenfahrten die Länge des Gespanns. Der Kurvenradius ist bei einem Gespann größer. Manchmal geht Euch ‚die Kurve aus‘, da der Anhänger durch den größeren Kurvenradius der eigentlich, gefahrenen Linie nicht folgt.